In Deutschland werden jedes Jahr 11 Mio. Tonnen Lebensmittel weggeworfen. 40% dieser Verschwendung findet in privaten Haushalten statt – in Summe also 4,4 Mio. Tonnen! Zu diesem Ergebnis kam die gerade veröffentlichte Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im Auftrag des Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Besonders erschreckend ist, dass es sich bei der Hälfte dieser Abfälle nicht um unvermeidbare Abfälle, wie Schalen, Knochen, Gräten oder Kaffeesatz handelt, sondern um Lebensmittel, die für den menschlichen Verzehr geeignet sind. Also um vermeidbare Abfälle.

Im Umkehrschluss heißt das aber auch: wir Endverbraucher können die gesamte Lebensmittelverschwendung um 20% (2,2 Mio. Tonnen) reduzieren, indem wir vermeidbare Abfälle auch tatsächlich vermeiden. Daher nimmt uns Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Glöckner richtigerweise besonders in die Pflicht, wenn es darum geht, die gesamte Lebensmittelverschwendung bis 2030 um die Hälfte zu reduzieren. Denn ohne unser Mitwirken kann dieses Ziel nicht erreicht werden.

Dass wir das schaffen können, davon bin ich überzeugt. Zum einen haben wir es selbst in der Hand, wie wir mit Lebensmitteln umgehen. Und zum anderen – und das ist im Alltag meist entscheidender – ist es gar nicht so schwer, weniger Lebensmittel zu verschwenden.

Wie Lebensmittelverschwendung im Haushalt entsteht und warum es einfach ist, sie zu vermeiden, möchte ich euch hier erzählen.

Die Probleme – Wie wir Lebensmittel im Haushalt verschwenden

Die Wegwerf-Gründe für vermeidbare Lebensmittelabfälle in privaten Haushalten, die die GfK-Studie identifiziert, resultieren von drei grundlegenden Problemen: wir kaufen zu viel ein, wir kochen zu viel und Lebensmittel sind nicht mehr haltbar.

Zu viel einkaufen

Insgesamt entstehen 12% aller vermeidbaren Lebensmittelabfälle unmittelbar durch zu viel Gekauftes. Das liegt das daran, dass wir beim Einkauf auf Packungsmengen stoßen, die über unsere benötigte Menge hinausgehen. Hinzu kommt, dass wir unsere Einkäufe falsch planen und sich erst zu Hause herausstellt, dass wir weniger brauchen als gedacht. Außerdem führen Kaufanreize, wie Sonderangebote auf die größere Packungsalternative oder auf den Kauf mehrerer Packungen, zu Übermengen beim Einkauf.

Zu viel kochen

Gut 21% aller vermeidbaren Abfälle lassen sich direkt auf zu viel Gekochtes bzw. Zubereitetes zurückführen. Wer kennt das nicht? Überschüssige Pasta im Nudelsieb, einen guten Rest Chili im Kochtopf, noch üppig Salat in der Schüssel und so weiter. Natürlich kann man alles aufbewahren, aber das heißt nicht, dass es am Ende nicht doch entsorgt wird. Aufgehobenes Essen bedeutet leider zu oft aufgeschobener Abfall (zum Thema Haltbarkeit gleich mehr). Spätestens wenn das Essen schon angerichtet auf dem Teller liegt, wandern die Reste eher in den Müll statt in die Tupperware. Im Vergleich zu Übermengen beim Kochen tragen Kochunfälle, wie Verbranntes oder Versalzenes oder gesamthafte Enttäuschungen („Schmeckt nicht!“), nur einen kleinen Teil zu den vermeidbaren Abfällen bei.

Nicht mehr haltbar

60% aller vermeidbaren Abfälle entstehen, weil die Lebensmittel verdorben sind, nicht mehr appetitlich aussehen oder ihr Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) überschritten haben. Teilweise resultieren diese Wegwerf-Gründe von zu viel Eingekauftem und Gekochtem, das dann eben nicht rechtzeitig verzehrt werden konnte. Besonders ernüchternd ist, dass das überschrittene MHD ein häufiger Wegwerf-Grund ist. Denn statistisch sollte dieser Wegwerf-Grund eigentlich nicht so sehr ins Gewicht fallen, da es in vielen Warenbereichen, wie Wiegeware bei Obst- und Gemüse, oder im Fachhandel, wie Bäckereien oder Metzgereien, ja überhaupt kein MHD gibt. Zudem ist erschreckend, dass fast die Hälfte aller Lebensmittel, die aufgrund des MHD entsorgt werden, noch ungeöffnet ist. Im Gegensatz dazu spielen Abfälle aufgrund falscher Lagerung oder Unfällen, wie aus dem Kühlschrank gefallen, eine untergeordnete Rolle.

Grafik über die 3 größten Problemquellen vermeidbarer Lebensmittelabfälle in privaten Haushalten
Die 3 größten Problemquellen vermeidbarer Lebensmittelabfälle in privaten Haushalten ©Foodly UG

Die Lösungen - Wie wir Verschwendung einfach vermeiden können

Schaut man sich die Probleme an liegt die Lösung auf der Hand: Wenn wir nach Bedarf einkaufen und kochen, vermeiden wir Lebensmittelabfälle direkt und beugen auch dem Haltbarkeitsproblem vor. Das ist nicht nur einfach gesagt. Mit den folgenden 10 Tipps ist es auch einfach getan!

Nach Bedarf einkaufen

1.     Vorräte im Blick behalten

Verschafft euch regelmäßig einen Überblick über eure Lebensmittelvorräte. So wisst ihr, was vorhanden ist bzw. was fehlt und vermeidet überflüssige Zukäufe. Klingt aufwendig? Ist es nicht. Denn muss es gar kein täglicher Kontrollblick sein - alle paar Tage reicht aus. Außerdem hilft es auch schon enorm, wenn ihr erstmal nur die frischen, leicht verderblichen Lebensmittel im Blick behält. Konkret heißt das: beim Griff in den Kühlschrank einfach auch mal nach rechts und links schauen. So bekommt ihr nicht nur ein guten Überblick über euren Frischevorrat, sondern seht auch, was vordringlich aufgebraucht werden muss.

Spezial-Tipp: Wenn ihr regelmäßig kocht, habt ihre eure Vorräte automatisch im Kopf. Also gerne häufiger Selberkochen! 😀

2.     Nach Rezept einkaufen

Nach Bedarf einkaufen ist das Gegenteil von auf Vorrat oder Verdacht einkaufen. Während Hamsterkäufe tendenziell in der Tonne landen, werdet ihr die Lebensmittel beim Einkauf nach Rezept sehr wahrscheinlich auch verwerten. Denn wer nach Rezept einkauft, kauft keine Lebensmittel ein, sondern Zutaten. Das heißt ihr habt schon ein konkretes Kochvorhaben im Kopf und sobald alle Zutaten zu Hause sind, werdet ihr es auch umsetzen. Außerdem könnt ihr euch schon beim Einkaufen auf das leckere Gericht freuen. Und ihr wisst ja, Vorfreude ist die schönste Freude!

Apropos: Leckere Rezepte findet ihr in der Foodly App und die Zutaten könnt ihr dort auch einfach mit 1 Klick bestellen. Also gerne mal reinschauen und direkt nachhaltiger einkaufen 😍

3.     Wochenplan erstellen

Je umfangreicher ihr euren Ernährungsbedarf im Vorfeld absteckt, desto nachhaltiger werdet ihr einkaufen. Ob Wochenplan oder Partyplan – für beide gilt die Devise: planvoll statt für die Tonne! Und günstiger ist's mit Plan in der Regel auch. Keine Angst: Planen kostet nicht mehr Zeit. Denn wenn ihr euch im Vorfeld Gedanken machen, wird der Einkauf selbst umso schneller gehen. Außerdem gibt’s genügend Tools und Apps die euch dabei unterstützen.

Achtung: Lasst euch nicht von verlockenden Angeboten oder Mitnehmern an der Kasse verführen, die nichts mit eurem Essenswunsch zu tun haben.

4.     Mit Einkaufszettel einkaufen

Der Einkaufszettel ist ein verlässlicher Begleiter, wenn es darum geht nur das einzukaufen, was ihr wirklich braucht. Mit ihm habt ihr nicht nur einen guten Überblick über euren „Einkaufsfortschritt“, sondern auch einen klaren Fokus. Er gibt euch Orientierung im Angebotswirrwarr und hilft euch außerdem, nichts zu vergessen. Ob als Handzettel oder per App, der Einkaufszettel ist praktisch und vermeidet Verschwendung!

5.     Zur kleineren Packung greifen

Wem selbst diese Tipps noch zu umständlich sind, der kann einfach auf folgende Daumenregel vertrauen: „Greife zur kleineren Packung! Sie wird reichen.“ Wenn ihr euch unsicher seid, welche Menge ihr benötigt, und zwischen zwei unterschiedlichen Packungsgrößen abwägt, dann solltet ihr zur kleineren Abpackung greifen. Tendenziell überschätzt man seinen Hunger und zur Not habt ihr bestimmt noch was Ergänzendes im Vorratsschrank. Also, Mut zur kleinen Packung! Ihr werdet nicht verhungern.

Nach Bedarf kochen

6.     Kochen nach Rezept

Die erfahrenen Köche unter euch können diesen Tipp überspringen, aber grundsätzlich gilt: Kochen nach Rezept hat zwei Nachhaltigkeitsvorteile. Erstens sind Rezepte auf Durchschnittsmengen ausgelegt. Wenn ihr Ottonormalverbraucher seid, kocht ihr also genau die passenden Mengen 😅 In jedem Fall wisst ihr sehr wahrscheinlich, ob ihr eher ein guter oder bescheidener Esser seid. Das heißt, ihr könnt entsprechend dazugeben oder weglassen. Zweitens wird euch das Gericht eher gelingen und schmecken, wenn ihr euch auf ein Rezept verlässt. Ihr vermeidet also „Kochunfälle“ und damit auch Abfälle! Natürlich solltet ihr dabei auf Rezepte zurückgreifen, die mit Erfahrung entwickelt wurden und erprobt sind. Ihr könnt euch auf Rezepte in guten Kochbüchern und Koch-Apps und von erfahrenen Food-Bloggern, Köchen oder Ernährungsberatern verlassen. Und auf die Rezepte eurer Oma erst recht!

7.     Kochplan erstellen

Ähnlich dem Wochenplan hilft euch ein Kochplan dabei, Zutaten über mehrere Gerichte wiederzuverwerten oder Reste von bereits Gekochtem zu nutzen. Damit reduziert ihr nicht nur im Vorfeld euren Warenkorb, sondern vermeidet Restmengen und spart in der Regel auch Geld. Als Grundzutaten eignen sich Pasta, Reis, Hülsenfrüchte und Kartoffeln besonders gut.

Gut zu wissen: Die Rezeptvorschläge in der Foodly App helfen euch dabei Gerichte so zu kombinieren, dass sich die jeweiligen Zutaten besonders gut ergänzen. So nutzt ihr handelsübliche Abpackungen optimal aus und produziert weniger Abfälle.

8.     Zutaten wiederverwenden

Das Prinzip der Wiederverwertung wie beim Kochplan gilt auch für Zutatenreste. Aus ihnen lassen sich viele neue, leckere Gerichte zaubern. Salate, Reispfannen oder Eintöpfe eignen sich hierfür besonders gut. So können ungeplante Restmengen schnell und schmackhaft verbraucht werden. Alles rund um den Eintopf inklusive Verwertungstipps findet ihr in Kaja’s Blog-Post.

9.     Reste aufbewahren

Nicht immer lassen sich Reste vermeiden. Aber immer lassen sie sich gut aufbewahren. Gut verschlossen in Frischhalteboxen im Kühlschrank halten sich die meisten frischen Zutaten und Gekochtes mehrere Tage. Viele Gerichte schmecken wiederaufgewärmt oder sogar kalt besonders gut. Ich persönlich finde nochmals aufgekochtes Chili con/sin Carne und kalte Pizza super lecker! Einfrieren geht auch so gut wie immer. Das bietet sich vor allem bei größeren Restemengen an.

10.  Kleiner Teller ist Trumpf

Wem all dies zu mühsam ist, auch für den gibt’s eine Daumenregel: „Kleiner Teller, schlägt großen Teller!“ Bereite lieber weniger zu als zuviel. Nicht Gekochtes lässt sich in der Regel länger aufbewahren und ist universeller wieder verwertbar. Falls die Teller leer sind und der Magen immer noch knurrt, serviert einfach einen Nachgang: frisches Obst, ein bisschen Brot und Käse, Nüsse zum Knabbern, selbst Reis und Pasta sind schnell nochmal nachgekocht. Und Schokolade geht natürlich auch immer ;-)

Mit der Foodly App machen wir Einkaufen und Kochen nach Bedarf ganz einfach möglich für alle. Aber auch wenn sich jeder nur 2-3 der Tipps zu Herzen nimmt, ist schon viel für einen nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln getan. Denn auch hier gilt: weniger ist mehr!

Euer Hannes 💜✌🏻